Brief an den Weihnachtsmann
Lieber, guter Weihnachtsmann,
weißt du nicht, wie's um uns steht?
Schau dir mal den Globus an. Da hat einer dran gedreht.
Alle stehn herum und klagen. Alle blicken traurig drein.
Wer es war, ist schwer zu sagen, keiner will's gewesen sein.
Uns ist gar nicht wohl zumute. Kommen sollst du,
aber bloß mit dem Stock und mit der Rute.
(Und nimm beide ziemlich groß.)
Breite deine goldnen Flügel aus, und komm zu uns herab.
Dann verteile deine Prügel. Aber bitte nicht zu knapp.
Lege die Industriellen kurz entschlossen übers Knie.
Und wenn sie sich harmlos stellen, glaube mir, so lügen sie.
Ziehe denen, die regieren, bitte schön, die Hosen stramm.
Wenn sie heulen und sich zieren, zeige ihnen ihr Programm.
Komm, und zeige Dich erbötig, und verhau sie, daß es raucht!
Denn sie haben's bitter nötig. Und sie hätten's längs gebraucht.
Komm erlös uns von der Plage, Komm, weil kein Mensch das gar nicht kann,
Ach das wären Feiertage, lieber, guter Weihnachtsmann!
(Erich Kästner aus: Die Weltbühne, 1930)
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